Montag, 15. Dezember 2008

Die Schlange

Freitag, 5.12.2008
Heute ist Waschtag angesagt. Habe Kleider gewaschen, stand selber fast eine Stunde im Bad (so eine warme Dusche hat halt schon was Gutes) und habe im Auto die Moskitonetze gerichtet. Ab hier gibt’s nämlich Mücken und ich will mich ja möglichst gut vor Malaria schützen.
Auch die anderen haben gewaschen, Moskitonetze installiert und geniessen den Tag.
Ich war mit Xenia noch in der Stadt. Dazu haben wir Haralds Fahrräder genommen. Nun wissen wir, warum hier Fahrradhändler auf keinen grünen Zweig kommen können… Es gibt hier schlichtweg keine Velos. Das hat einen guten Grund: Der Asphaltstreifen der Strasse ist so schmal, dass die Autos neben uns nicht mehr kreuzen konnten. Und wir konnten ja nicht im Weichsand neben der Strasse pedalen. Das eine und andere Auto hat uns sogar rechts über den Sand überholt…
Peter und Harald fuhren auf Umwegen (15 km) zum Hafen um Fisch zu kaufen und verspeisen nun gerade je eine schöne rote Dorade. Ich bleib lieber bei einer „Tagine Legume“, welche gleich fertig ist. En guete!

Samstag, 6.12.2008
Heute Morgen haben wir uns definitiv von Harald und Tamy verabschiedet. Xenia fährt mit ihnen via Mali und Guinea nach Monrovia, der Hauptstadt von Liberia. Da lebt Haralds Frau und da will er einen Campingplatz eröffnen.
Vielleicht wird Xenia dann zu uns fliegen (je nachdem, wo wir dann sind) und eine Weile mit mir mitfahren.
So komme ich nun doch noch zu einer Mitreisenden.
Den Rest des Tages verbrachten wir mit rumsitzen und Teetrinken…
Abends kam noch eine Horde Renault 4, welche hier einen Zwischenstopp auf dem Weg nach Ghana einlegten.Sonntag, 7.12.2008
Heute bin ich „früh“ auf, um das Senegalvisum zu holen. Ich lief um halb neun los (ca. 2 km) damit ich pünktlich bei Öffnung der Botschaft da war. Natürlich war die Dame, welche Visas ausstellt noch nicht da und so sass ich eine Weile im Eingangsbereich.
Es gesellten sich dann noch zwei Slowenen dazu, welche ebenfalls ein Visum wollten.
Als die Dame dann endlich da war freute sie sich über meine „Französischkenntnisse“, und meinte sie kenne die Schweiz gut, sie habe da Bekannte… Mit ein bisschen bittibätti und gutem Zureden, konnten wir sie dann dazu überreden uns die Visas noch am gleichen Tag auszustellen. Weil morgen ist Feiertag (Hammelfest) und da steht ganz Mauretanien still.
Wir sollten also um vier wiederkommen, bis dann seien die Visa fertig. Auf dem Rückweg gönnte ich mir in einer tollen Konditorei noch ein Pain au Choco und einen Donut.
Den Tag verbrachten wir damit, wie tote Fliegen rum zu sitzen und auf den Abend zu warten.
Um vier waren unsere Visas natürlich noch nicht fertig, und so sassen wir drei wieder im Eingangsbereich rum. Beim quatschen kamen wir dann darauf, dass die Slowenen auch nach St. Louis wollten und so verabredeten wir uns auf morgen bei unserer Auberge. Mit dem Visa in der Tasche verliessen wir die Botschaft um halb fünf und wir spazierten zur Auberge Menata. Dort waren die Slowenen einquartiert.
Meine Freude war Gross als ich Sarah und Flo (http://www.tchovaxitaduma.blogspot.com/) dort traf. Mit Flo hatte ich vor längerer Zeit mal Email-Kontakt um die Tour zusammen zu fahren, so eine Überraschung. Wir quatschten eine Weile und tauschten Kontaktangaben aus. Sie fahren direkt nach Mali und bleiben aber eine Weile in Kamerun. So treffen wir uns vielleicht da wieder.

Montag, 08.12.2008, 290 km
Heute ging es gleich um sieben los. Die Slowenen kamen pünktlich und nach kurzem Tankstopp suchten wir den Weg aus der erstaunlicherweise noch sehr ruhigen Stadt. Leider fuhren wir genau in den Viehmarkt rein, wo heute all die Schafe fürs Hammelfest verkauft und geschlachtet werden. Da waren all die Leute, die wir zuerst in den Strassen vermissten.Nach kurzem Suchen war die Strasse nach Rosso aber bald gefunden und wir gaben Gas, damit genug Zeit für die berüchtigte Grenze bleibt.
Die Abkürzung nach Diama (um nicht nach Rosso reinfahren zu müssen) fanden wir auf Anhieb. Nun gab es ca. 35 km schnurgerade Pistenfahrt zum Damm des Senegalflusses. Während wir so mal auf und mal neben dem Damm fuhren (je nachdem, wo die Piste weniger Löcher hatte) sahen wir plötzlich eine riesen Schlange am Ufer eines Sees. Sofort angehalten, das andere Auto per Funk informiert und Kameras gezückt:Wir schätzten die Länge der Schlange auf ca. 3 Meter. Ich habe noch nie eine so grosse Schlange in freier Wildbahn gesehen. Die Schlange hat vermutlich gerade gegessen, denn sie kroch träge und langsam über den trockenen Schlamm. Leider war nur die oberste Schicht trocken, so dass wir bis zu den Knöcheln einsanken. Also rasch Hose und Schuhe geputzt und weiter zur Grenze.
Beim Zoll erwarteten wir das Schlimmste, aber dank Hammelfest belästigte uns kein einziger Schlepper und die Grenzer waren auch recht gnädig mit ihren Cadeau – Forderungen. Wir zahlten in Mauretanien je 10 Euro bei Polizei und Zoll, zusammen 15 Euro für den Damm- / Brückenzoll und je 2500 CFA fürs Passavant. Die Versicherung für viele franz. sprechende Länder kostete uns 80 Euro für ein halbes Jahr (der Agent wollte erst 93 Euro für 3 Monate, Feilschen war angesagt!).
Wir verabschiedeten uns von den Slowenen (sie hatten eine Mitfahrgelegenheit in die Stadt gefunden) und machten uns auf den Weg zur Zebrabar. Immer auf der Hut vor Polizeikontrollen, denn die sind hier berüchtigt für ihre Turistenabzockerei. Promt erwischten sie Peter: Ich fuhr vorn und wurde heraus gewunken, Peter hinter mir fuhr hinter mir neben die Strasse, vergass aber den Blinker zu stellen, und dafür wollte der Bulle dann sofort 20 Euro. Nach etwas Diskutieren bezahlte Peter dann 10 Euro, weil er schnell in die Zebrabar wollte. Micha ging es heute nämlich nicht gut.
Diese war bald erreicht und wir fühlten uns hier sofort wohl.
Unser Nachbar Axel (mit Ex-Feuerwehr-Magirus) spielte am Abend noch Samichlaus (Nikolaus) für die Kinder der Zebrabar und es gab einen lustigen Abend.

Dienstag, 09.12.2008
Heute war schon wieder Waschtag: ich musste noch die verschlammten Kleider von gestern waschen, und hab gleich noch anderes mit gewaschen.
Ich quatschte mit unseren Nachbarn: Ariane und Axel (Magirus), Simone und Remko (mit Bulli), Marion und Thomas (Töff), Sven (mit Fahrrad, ist seit 1.Jan 08 auf Weltreise http://www.luftfrucht.de) und Rinaldo und Kurt (zwei Thurgauer mit 4Runner). Dann sind noch zwei englische Ladies mit einem alten Land Rover hier, und abends spät tauchten noch sechs junge Briten auf.Die Familie Dünki ist super nett und es ist sehr angenehm hier zu sein. Hier können wir wirklich Ferien vom Reisen machen.Das Abendessen (Tagine mit Hammel – ist schliesslich heute Hammelfest im Senegal) genossen wir alle zusammen am grossen Tisch in der Bar.

Mittwoch, 10.12.2008
Heute machten wir einen Ausflug nach St. Louis. Dazu nahmen wir das Schiff. Ein Fischer aus dem Dorf fuhr uns in zwei Stunden zur Insel, auf der die Altstadt von St. Louis ist. Leider wollte er nicht zu spät heimfahren, da der Wind ab fünf zu stark wird. So mussten wir rasch Geld wechseln, einkaufen und ein Kaffee trinken und dann nach anderthalb Stunden schon wieder los. Die Rückfahrt ging dann nur 90 Minuten, wir hatten schliesslich Rückenwind und fuhren Flussab.
In der Stadt war total tote Hose, Sind wohl alle noch verkatert vom Hammelfest gestern.
Im Fluss schwimmen die ganzen Eingeweide der gestern geschlachteten Hammel. Weiss noch nicht, ob ich mal schwimmen gehe hier… Für die Fische und die Möwen ist das natürlich ein Festessen.Donnerstag, 11.12.2008
Heute fuhren wir per Taxi in die Stadt. Der Renault war mit 6 Personen und zwei Hunden ganz schön voll…
Es war aber nicht viel mehr los als gestern. Wir posteten, sassen in der Konditorei rum, spazierten, und sahen uns die schönen, im Kolonialstil gebauten Häuser an.
Die Rückfahrt im Taxi war dann ein kleines Erlebnis. Der alte Mercedes war in sehr schlechtem Zustand. Da es bis zur Zebrabar ca. 20 km sind, holte der Fahrer als erstes noch ein Ersatzrad, welches dann zum Glück nicht zum Einsatz kam. 200 Meter vor dem Polizeiposten musste Peter aussteigen und mit einem anderen Taxi 400 Meter fahren, da wir mit 6 Personen einer zuviel waren. Dann durfte er wieder bei uns zusteigen. Micha musste während der ganzen Fahrt die Beifahrertür zuhalten, sonst wär sie bei jeder Kurve aufgesprungen. Der Kofferraumdeckel ging bei jeder Bodenwelle auf und zu. Im Auto funktionierte einfach gar nix, weder Tacho, noch Fensterkurbeln und auch der überlaute Sound aus den kaputten Boxen schepperte, dass uns die Ohren schmerzten.
Abends sass ich länger mit Marion, Thomas, Rinaldo und Kurt zusammen und quatschten bis spät in die Nacht hinein.

Freitag, 12.12.2008
Heute war ich mit Sven paddeln. Martin hat hier ein paar Kanus, die man ausleihen kann. Sven entschied sich für ein Rodeo-Kajak und ich nahm ein Seekajak. Da Sven das erste Mal paddelte und mit dem kurzen und drehfreudigen Boot etwas Mühe hatte tauschten wir bald. Wir fuhren über die Lagune zum Strand des Atlantiks. Auf dem Rückweg war es ganz lustig, die Surfeigenschaften des Spielbootes aus zu probieren, da dann Wind und Wellen von hinten kamen.
Dann verliess uns Sven. Er fährt weiter in Richtung Dakar.Nachmittags habe ich viel gefaulenzt.
Mit Simone, Remko, Ariane und Axel war ich dann noch etwas Schwimmen und abends gabs Schnipo mit der Familie Dünki.

Samstag, 13.12.2008
Heute wurde an den Fahrzeugen gearbeitet. Thomas machte an den Motorrädern Service, Peter stellte das Radlager vorne links nach (die berühmte 55-er Nuss musste improvisiert werden) und ich hab abgeschmiert und kontrolliert, was es so zu kontrollieren gibt.
Reifen werde ich noch nicht rotieren, die sind immer noch fast neu.
Auch die Zusatzschlösser werde ich mal noch nicht anbauen, bin einfach zu faul dazu (und weiss noch nicht wie ich sie montieren soll – schweissen, kleben, nieten…).
Abends haben wir Kässpätzle selber gemacht. War eine hübsche Arbeit, für 5 Personen (wir haben Ariane und Axel dazu eingeladen) die Spätzle über ein Küchenbrett zu schaben. War halt alles etwas improvisiert.
Anschliessend habe ich den Kocher mal auseinandergebaut und gründlich gereinigt.
Abends sind wir mit den neuen Nachbarn (zwei Ravensburger, ein Kanadier und ein Österreicher) zusammen gesessen und haben Karten gespielt.Sonntag, 14.12.2008
Heute wollten Simone und Remko eigentlich weiterfahren. Als sie aber erwähnten, dass ihr Kühlschrank, die Wasserpumpe und der linke Blinker an ihrem Bulli nicht funktionieren, war Peter mit seinem Werkzeug sofort zur Stelle und reparierte alles. Dann war es ihnen schon zu spät um noch los zu fahren, und so verbrachten wir noch einen Tag zusammen.
Ich wollte heute eigentlich in die Stadt fahren um diesen Bericht hochzuladen, aber das klappte dann wieder nicht, vielleicht morgen…
Z’nacht haben wir wieder mit den Leuten der Zebrabar gegessen. Es gab Voressen mit Kartoffelstock. Fast wie zuhause.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hoi Jonas, vielen Dank für deine umfangreichen Berichte. Wir verfolgen sie mit grosser Anteilnahme. Auch die Fotos bewundern wir sehr. Alles Gute auf deiner weiteren Reise.
Ganz liebe Grüsse
Friederike und Jürg